Die Rauhnächte (26.12.09 - 6.1.10)


Die Märchen-, bzw. Sagengestalt der Frau Holle ist Schutzpatronin dieser Tage.

 

Es ist in der Zeit der Rauhnächte besonders wichtig, alles in der Wohnung und an sich selbst rein und sauber zu halten. Man soll keine Wäsche waschen oder aufhängen, denn sonst gibt es eine Leiche; man soll nicht verreisen, nicht backen, nicht schwer arbeiten, nicht fegen, kein Rad drehen und nicht spinnen, das sieht Frau Holle nicht gerne.

Ebenso sollte man auf Hülsenfrüchte verzichten.

 

Alle diese Dinge müssen am Vortag der Wintersonnenwende erledigt werden.

An diesem Vortag wird die Wohnung gründlich gereinigt. Danach soll man sich neue Kleidung zulegen. Denn nur in diesen zwölf Tagen erlaubt Frau Holle, dass man sich ausruht und ganz auf sein Inneres und Wesentliches besinnt.

 

Sie schätzt es auch durchaus, wenn man ihr kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten macht. Besonders gern hat sie Brot, Kuchen, Gebäck und Mohn. Vielleicht erweist sie sich dann im kommenden Jahr gnädig und erfüllt so manchen tief ersehnten Wunsch.

 

Die ursprüngliche germanische Göttin hierzu ist Holda oder Hel, in der griechischen Mythologie entspricht sie Hekate (der Göttin der Unter- oder Zwischenwelt).

Ihr zur Seite steht Odin-Wodan - beide führen die 'wilde Jagd' der Hexen an, die in diesen Nächten auf ihren Besen durch die Lüfte reiten. Daher ist es in manchen Gegenden noch heute Tradition, in dieser Zeit neue Besen anzufertigen oder zu besorgen.

Im Alpenraum entspricht Frau Holle, Holda oder Hel auch der Wintergöttin Berchta (Perchta) - davon kommen die Perchtenumzüge in der Schweiz. Sie finden vor allem in der letzten Rauhnacht (vom 5. auf den 6.Januar) statt.

 


Vom 25. Dezember bis zum 6. Januar jeden Jahres gibt es die zwölf sogenannten Rauhnächte. Die zwölf ergibt sich aus den 6 letzten Tagen (Nächten) des Alten und den 6 ersten des Neuen Jahres. Sie symbolisieren die 12 Sternzeichen, bzw. auch die zwolf kommenden Monate des Neuen Jahres. Alles was uns an einem dieser Tage oder Nächte begegnet, passiert oder auch als Idee einfällt, kann sich im entsprechenden Monat oder aber im Zeitraum des entsprechenden Sternzeichens erfüllen - so steht also der 25.12. und die Nacht vom 25. auf den 26.Dezember für den Januar oder aber für den Steinbockzeitraum des kommenden Jahres - usw. Doch richtiger beginnen diese magischen Wunder-Nächte bereits am Vorabend zum 21.Dezember - also zur Wintersonnwende, bzw. am St. Thomastag. An diesem Abend muss alles gründlich mit Ritualkräutern durchgeräuchert werden: Haus oder Wohnung, früher auch Ställe und Felder. Damit vertreibt man böse Geister, damit sie nicht die nahende 'heilige Zeit' stören. Hat man Kinder, muss der Vater sie an diesem Abend immer im Auge behalten, sie könnten sonst von Geistern entführt oder verwirrt werden. Diese 'Thomasnacht' (Nacht vom 21. zum 22.12.) ist die beste Zeit, den Mann oder die Frau fürs Leben zu 'orakeln'. So kann man z.B. verschiedene Männer- oder Frauennamen auf einzelne Zettel schreiben, falten und sie unter das Kopfkissen legen. Es gibt auch die Möglichkeit ein oder zwei leere Zettel mit unterzumischen. Am Morgen des 22.12. (nach dem Aufwachen) zieht man dann einen Zettel und der Name darauf steht für die Person, mit der man im Neuen Jahr eine Liebesbeziehung haben wird. Ist der gezogene Zettel leer, so kommt ein ganz Unbekannter auf einen zu. Oder man legt sich verkehrt herum ins Bett, bittet die guten Geister oder am besten gleich den Hl. Thomas um Hilfe und kann dann, wenn man Glück hat, den neuen Geliebten im Traum sehen. Die Rauhnächte existieren in der Überlieferung und im heimischen Brauchtum seit langer Zeit und kommen aus germanischer Tradition. Sie werden als smbolische Tage des Übergangs - wie z.B. vom Leben zum Tod und umgekehrt (Neu- und Wiedergeburt) gesehen - also auch als eine Art Zeit der Sühne, der Auf- oder Abrechnung über die Taten des vergangenen Jahres (Lebens). An diesen Tagen soll man sich besinnen und wenn nötig läutern, aber auf jeden Fall eine Neubestimmung oder weiterführende Pläne für das neue Jahr (Leben) finden. Natürlich ist vor allem auch die Nacht vom 24. auf den 25.12. besonders heilig und bedeutungsschwer. So können in dieser Nacht die Tiere zu uns sprechen. Und: In dieser Nacht sind Rituale und Orakel, die mit Glück und Geld zu tun haben, besonders sinnvoll. Man sollte alle Schlüssel und Schlösser in der Wohnung blitzblank putzen und vielleicht ein Münzorakel machen. Die Nacht vom 31.12. zum 1.1 hat die stärkste Wahrsagewirkung - und auch sie hat (so wie die Thomasnacht) mit Liebe, Ehe, Familie zu tun. Die Nacht vom 5. zum 6.1. ist dann besonders wichtig, um Überflüssiges, unnötig Altes oder Belastendes aus dem vergangenen Jahr endgültig abzuwerfen. Daher soll man auch spätestens am 6. Januar jede Weihnachtsdekoration, den Christbaum usw. entsorgen. Die bösen Geister der Vergangenheit kann man in dieser Nacht gut vertreiben und gleichzeitig gute Kräfte für das Neue Jahr beschwören. In dieser letzten Rauhnacht soll man eine Zeitlang alle Fenster öffnen, die bösen Geister hinaus schicken und die guten herein bitten.


Es gibt Unterschiede in der Anzahl der Rauhnächte, zwischen drei und allen zwölf Nächten, je nach Region:

Als die vier wichtigsten Rauhnächte werden bezeichnet: 


21./22. Dezember (Thomasnacht / Wintersonnenwende,Längste Nacht des Jahres)

24./25. Dezember (Christnacht)

31. Dezember/1. Januar (Silvesternacht)

5./6. Januar (Epiphaniasnacht)


Vor allem Frauen sind es, die die wilden Winterweiber für sich neu entdecken, sie als Ahninnen erleben, an deren Kraft sie anschliessen können. Frauen lassen sich ein auf das Spiel mit der Dunkelheit, der Hässlichkeit, der Unordnung, dem Urchaos, dem Wandel. Doch es braucht viel Mut, um den alten Dämoninnen zu begegnen.


Gerade die Periode zwischen den Jahren, in der die alte Ordnung vergeht und eine neue entsteht, ist eine gute Zeit, um die wilden Winterweiber zu treffen. Schon immer galten die Rauhnächte, die zwölf heiligen Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag als günstig, um in die nichtalltägliche Wirklichkeit zu reisen. Auch Mütternächte werden sie genannt. Gemeint sind mit diesen Müttern die drei Nornen, die altnordischen Schicksalsfrauen, aus denen die neue Zeit anhebt. Am Fusse der Weltesche haben sie ihren Sitz. Sie spinnen den Lebensfaden, bemessen ihn, schneiden ihn ab. Sie sind Schöpferinnen, Bewahrerinnen und Zerstörerinnen zugleich – Herrscherinnen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mütternächte: Hohe Zeit der Schicksalsgöttinnen. Jetzt beraten sie, spinnen und weben sie. Und sie lassen sich durchaus auch dreinreden. Du kannst sie rufen, wenn du bereit bist dazu. Doch denke dran: Wenn du dich einlässt auf sie, wird nichts mehr so sein wie vorher. Mit ihnen in Verbindung sein, bedeutet Arbeit an dir selber. Prüfungen und Umwandlungen bringen sie. Im Rhythmus der äussern Jahreszeit und deiner innern rütteln und schütteln sie dich durch – immer wieder. Du wirst an deinen Kräften zweifeln, an deinen Möglichkeiten, das alles durchzustehen. Doch die alten Dämoninnen, werden bei dir sein, die Ahninnen dir beistehen in der Zeit zwischen den Zeiten, wo alles endet und neu wieder anfängt.


Noch heute ist es in manchen Gegenden Brauch, in den drei Rauhnächten (Weihnachten, Neujahr und Dreikönig) Haus und Hof auszuräuchern, dabei zu beten und den Segen für das nächste Jahr zu erbitten. Im 4. Jahrhundert hat Papst Julius I. den 25. Dezember diesen Tag als Geburtstermin Jesu festgesetzt. Er gab damit dem alten Sonnenwendfest - das nach dem julianischen Kalender am 25. Dezember gefeiert wurde - ein christliches Fundament. In den skandinavischen Sprachen heißt Weihnachten noch heute Jul, im Englischen gibt es den Begriff Yule und auch im Nordfriesischen heißt es Jül.